Dankbarkeit

Es sind diese Tage, die ich so besonders liebe.

Vogelgezwitscher weckt mich in der Früh, die Sonne scheint bereits, es ist warm, Grillen zirpen und die Wiesen hinter dem Haus duften. Und ich darf im Freien unterrichten, ohne Frieren, ohne Nässe und Kälte.

 

Ich bin nun Sechzig +. In den Augen meiner Enkelkinder uralt.

In denen meiner Kinder ältere Generation.

Und wie fühle ich mich?

 

Ich bin mir der Vergänglichkeit des Lebens sehr bewusst geworden. Wie lange Zeit wird mir hier auf Erden bleiben. 5, 10 oder vielleicht gar 20?

Wie schnell vergehen doch 20 Jahre. Wie schnell ist ein Jahr um. Das, was ich weiß ist: Es bleibt mir nicht mehr viel Zeit.

 

Und:
Ich bin einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Der alles andere als romantisch war. Ich bin durch tiefste Täler der Dunkelheit gewandert und habe in den aussichtlosen Situationen einen Weg in die Heilung gefunden das Licht wieder gesehen.

Und den inneren Frieden erfahren. Heute weiß ich, dass dies das größte Geschenk ist.

Ich habe gelernt Herausforderungen nicht als Strafe, sondern als Gnade anzusehen und mit ihnen zu wachsen. Dabei durfte ich Mitgefühl und Geduld mit mir selbst entwickeln.

Meine Kinder sind stabile, lebensfrohe, gesunde, glückliche und positive Erwachsene geworden. Meine Enkelkinder sind superlieb, gesund, stark und glücklich.

Was ist das für ein schönes Gefühl. Die eigenen Kinder und Enkelkinder glücklich im Leben zu wissen. Dies bedeutet mir sehr viel.

Meine Wege führten mich zu der schamanischen Heilerin und Lehrerin, die ich jetzt bin.

Unentwegt auf Reisen, unentwegt im Kreise meiner Schützlinge, Tag und Nacht und Nacht und Tag. Ich bin voller Dankbarkeit für diesen Dienst, der mir anvertraut wurde und den ich angenommen habe. Meist werde ich nun schneller müde, ich lerne mein Energieniveau, vor allem auf der körperlichen Ebene besser zu managen. Das ist eine Umstellung von aktiv zu Langsam, die man am Anfang gar nicht so richtig wahrhaben möchte. Aber der Körper meldet sich schneller und gnadenloser, wenn seine Kraft überzogen wird im Alter.

Manchmal möchte ich mich am liebsten einfach auf eine Insel zurückziehen und leise und ruhig in die Tage hineinleben.

 

Doch noch wandere ich auch immer und immer und immer wieder in die Dunkelheit derer, die sich mir anvertrauen.

Und ich erinnere mich an all meine eigenen Erfahrungen, an all das was ich lernte und teile dies mit meinen SchülerInnen.

Und wenn dann nach Tagen der Heilung und des Lernens am Feuer die Lieder erklingen, der Körper im Tanz das Gebet des Lebens darbringt, und strahlende Gesichter und Lachen die Abende erhellen, dann ziehe ich mich zufrieden zurück.

 

Wenn ich sehe wie nun meine langjährigen SchülerInnen, (22 - 15 Jahre!!) die nicht aufgaben so intensiv manche Transformationsprozesse waren, nun in ihre Kraft eintreten und auch beginnen Menschen zu begleiten, mein Werk fortzusetzen, so erfüllt mich dies mit tiefer Freude und Ruhe.

Noch genieße ich jeden Tag. Es ist nicht mehr lange Zeit für mich.
Was ich ganz genau weiß.

Ich werde das Beste geben um friedliche, feine, ruhige und glückliche Jahre erleben zu dürfen.

Solange meine Füße mich tragen, meine Augen sehen, meine Ohren hören und meine Hände fühlen werde ich jede einzelne Sekunde meiner Wege weiterhin im Dienste meines Feldes sein.

Auch ich habe manchmal traurige Tage. Meine Berufung schützt mich nicht vor Tränen, Enttäuschungen, Schmerzen. Wäre ja nur allzu fein das! 

 

Aber ich trage einen Schlüssel in mir.

Es ist Dankbarkeit.

An das Leben.

An dich.

An mich.

Und es ist Freude.

Für all die Spuren, die ich gehen durfte und auch die,

die ich hinterlassen werde.

 

Hab einen schönen Tag.

Aus der Tiefe meines Herzens wünsche ich Euch

den Segen aller guten Kräfte

©Sonia Emilia Rainbow

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