Wege des Lebens

Fast jede/r hat sich im Laufe seines Lebens einmal in einer persönlichen Krise befunden, in denen sich Emotionen und Gedanken dermaßen verselbstständigten, dass sie mit all den Weisheiten und Tools, die man erfahren hat, nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden können. Schmerz, Angst, Zweifel, Trauer, Schuld, Scham, Verlassenheit dominieren diese Zeiten. Da werden Weisheitslehren gelesen und gehört, Atemübungen und Meditation praktiziert, man versucht die Ablenkung und Kanalisation vielleicht über Musik oder schreiben, über wandern und Gespräche. Über Rückzug oder Gesellschaft. Und nichts greift. Der Schmerz, der bleibt. Unaufhörlich, hartnäckig.
Der Zweifel an all dem was man gelernt hat oder weiß gewinnt immer wieder die Oberhand und eigentlich möchte man so schnell wie nur möglich wieder die Kontrolle gewinnen und zufrieden und glücklich sein.
Wir haben als Kinder viel gelernt. Doch wurde uns nie angeeignet wie wir positiv, bejahend, verantwortungsbewusst und dem Guten zugewandt, mit dem was uns an Energie und Möglichkeiten zur Verfügung steht unser Leben gestalten und weben.
Wir lernten nicht viel über Emotionen, Gedanken und Handlungen außer dem was man tut oder nicht tun sollte.
Die Schuld wurde uns durch das christliche Gedankengut eingeprägt. Liebevolle Beziehungen und Umgebungen sind seltenes Gut. Die Menschen von heute sind oft von Bindungsängsten aller Art geplagt und das was wir unter Liebe verstehen ist vielfach an Erwartungen und Forderungen geknüpft die wir uns als Kinder und Jugendliche angeeignet haben, im Erwachsenenalter gefestigt. Dazu leben wir in einer Zeit die sehr erfolgsorientiert ist und das Gefühl sich Liebe und Anerkennung verdienen zu müssen, über Schönheit, Jugendlichkeit, Einsatz und Arbeit oder gar zu viel Verantwortung für andere zu übernehmen bis hin zu den unendlich vielen manipulativen Spielchen für den eigenen Vorteil, oder man steigt in diese ein um Liebe zu erhalten, sind Werte die wir gesehen und erlernt haben.
Wir sind eine durch und durch traumatisierte Gesellschaft, und gerade Menschen die sich auf den Weg machen für Heilung und Transformation, oft auch durch Umstände gezwungen erleben durch Probleme aller Art, sei es beruflich, gesundheitlich oder in jeglicher Form von Beziehungen traumatische Ereignisse, die dann ein Re-Trauma auslösen. Dies kann übrigens auch in spiritueller oder psychologischer Arbeit geschehen, wenn gepuscht wird. Und die Re-traumatisierung ist dann genau das, indem unser Energiesystem aussetzt. Selbst reflektierte Menschen, die die Zusammenhänge auf der Verstandesebene begreifen und verstehen sind dennoch der unendlichen Macht der emotionalen und gedanklichen Kräfte ausgesetzt und sie lassen sich kaum wieder in geordnete Bahnen bringen.
Die Bewältigungsstrategien der Seele und des Körpers sind dann noch zudem meist nicht förderlich. Von Appetitlosigkeit, Schlafmangel, nervöser Unruhe, Apathie, ständige Dissoziation lassen manche zu Medikamenten, Alkohol oder Drogen greifen, um endlich ein wenig Linderung der Seelenqual und des Herzschmerzes zu erfahren.
Ich möchte jetzt nicht zu sehr auf der Meta-Ebene sprechen, all die klugen Worte, die wir eh schon alle hörten – und auch verstehen und nachvollziehen können, aber in einer solchen Situation uns lediglich eine kurzfristiges AHA anbieten.
Mit Sicherheit müssen wir verstehen, dass in der Zeit, in der wir jetzt leben eine unendlich große Transformationskraft wirkt. Licht trifft auf Schatten. Je mehr jemand von uns sich dem Guten und Schöpferischem zuwendet, dem was wir darunter verstehen – umso mehr dürfen wir uns auch den tiefsten Schattenaspekten zuwenden, um diese in Erlösung und Heilung zu bringen. Dafür ist es unerlässlich sich unseren Ahnen und Ahninnen zuzuwenden. Die die vor uns waren. Denn deren Leben wirkt über die DNS in uns weiter. Wir tragen deren Schicksale und Schmerzen auch in uns. Und somit bietet uns jede Krise eine Chance zu dem Erbe hinzusehen, welches wir in uns tragen. Dies vorweg .
Hinzu kommen noch unsere Inkarnationen aus anderen Leben. Wir kennen das alle. Treffen auf einen Menschen, fühlen eine unendliche Seelenverbindung, Vertrautheit – und genau diese Menschen triggern uns dann meistens in schmerzvolle Erfahrungen. Es kann ein Ausgleich stattfinden, es kann eine Chance sein für eine Heilung – es ist auf jeden Fall etwas, durch das wir hindurchgehen müssen, ohne oft genaues zu erkennen.
Wenn der unendlich große Schmerz dich ereilt, wenn dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird – du dich vom Schicksal verraten und betrogen fühlst, die Welt und die Menschen absolut nicht mehr verstehst, der Druck auf dem Herzen Tag und Nacht dich begleitet dann gibt es leider kein Zaubermittel, dass du einnehmen kannst und dich davon erlöst. Jegliche Zuwendung zu Betäubungsmitteln aller Art verzögert dein Leiden.
Dieser Schmerz kann so groß sein, dass du nicht mehr fähig bist den Alltag zu bewältigen. Du stehst neben dir und jegliches zurückfinden müssen, der uns der Verstand einflüstert, übt noch mehr Druck auf die Seele aus.
Dann ist es auch ratsam sich Hilfe von außen zu holen, welches dich ein wenig trägt und hindurchbegleitet.
Der Schmerz, den wir dann in uns tragen ist unser eigener, ist ein kollektiver, ist der unserer Vorfahren. Alles was wir tun können ist der stetige Versuch aufrecht, wobei man sich dann mehr gebückt erfährt, hindurchzugehen und dem Schmerz Raum zu geben. Ihn zu umarmen, in die Kindheit zurückzugehen. Und dann zu den Ahninnen und Ahnen. Und sich Zeit zu lassen. Den Raum indem wir uns befinden zu räuchern. Unseren Körper zu pflegen. In die Natur zu gehen, sich den Elementen hinzugeben. Das Gebet zu den schöpferischen Kräften wird dein treuer Wegbegleiter. Wichtige Entscheidungen können jetzt kaum getroffen werden. Aber du kannst um Vertrauen und Unterstützung bitten. Tränen sind Reinigung. Manchmal sind es Tage, Wochen, Monate.
Tränen schütten tröstende Substanzen in den Körper.
Gespräche mit Freunden, der Familie sind nun Seelennahrung. Überwinde deine Gefühle der Schuld und Unzulänglichkeit. Was wäre, wenn ich dies und das und jenes besser getan hätte, erkannt hätte sind zwar schon ein Zeichen aus der Starre des Traumas aufzuwachen, dennoch erzeugt Schuld eine derart niedrige Frequenz, die dich schwächt. Es hat Gründe gegeben, warum du so und nicht so reagiertest. Mag sein, dass es Unvermögen war, es kann auch sein, dass es dennoch so genau richtig war. Von einer höheren Ebene aus gesehen suchen wir uns die Erfahrungen aus in diesem Leben, die uns bestmöglichste Wachstumschancen bieten. Wenn wir eine tiefe Krise in unserem Leben als Chance nutzen und verstehen mehr Einsichten in unser Sein und in das Leben zu erhalten, gewinnen wir letztendlich unendlich viel.
Gib dich selbst nicht auf. Immer wieder aufkommender Zweifel an dir lass vorüber fließen.
Wenn der Schmerz unerträglich wird, atme bewusst. Konzentriere dich auf das Einatmen, innehalten, ausatmen. Atme über die Nase ein – wir haben wichtige Nervenverbindungen dort – halte den Atem an – und lass alles Belastende und negative bewusst über den Mund wieder durch dich hinausfließen. Wenn wir uns auf den Atem konzentrieren kann auch das Denken eine Pause machen. Versuch es. Für mich eine der effektivsten Übungen das Denken auszuschalten (welches uns ständig mit der Vergangenheit und Zukunft belastet).
Wisse – es hat alles seinen Grund, seinen Sinn, seine Vorbestimmung. Meist eröffnet sich nach der Krise erst, warum wir etwas loslassen, bewältigen, verarbeiten mussten und kommen bestenfalls in das durften. Das Geschenk, das wir dann erhalten, kann unsere Vorstellungskraft überwältigen.
Du wirst wieder ein Stück mehr bei dir selbst angekommen sein, das ist sicher. Du wirst achtsamer werden mit dir selbst.
Und ein weiterer großer Schritt deines Heilungsweges ist vollendet.

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