Visionssuche

Ich möchte euch erzählen von der Visionssuche. Seit 1997 führe ich Menschen in die Wildnis, um über sich selbst, um über die Natur und ihre Bewohner, um über die Elementarwesen und kosmischen Geister, um über den Weg der Kraft und Weisheit, den Schamanismus zu lernen.

 

Einer meiner Plätze ist im Nationalpark Uchka in Kroatien. Die nächste Visionssuche dort findet 2022 statt.

Weit weg von jeglicher Komfortzone, von Sicherheiten. Dorthin wo Skorpione in den Häusern wohnen, Äskolapnattern durchaus manchmal fauchend, dennoch immer friedlich unsere „Pfade“ kreuzen und Plätze besuchen, Hornvipern sich sonnen, Wildschweine sich wohl fühlen, Bäre und Wölfe wieder eine Heimat finden durften.

Dorthin wo Rehe und Füchse nachts an den Plätzen eines jeden einzelnen vorbeischauen, sich manchmal einfach nur unterhalten mit ihrem „bellen“. Manchmal sich nahe dazulegen, wachend, schlafend. Dorthin wo der Bussard kreist, Adler ihre Runden ziehen. Grillen und Zykaden singen, Der Duft der Bäume, Gräser, Blumen und Wildkräuter die Sinne in das Paradies versetzt.

Dorthin geht ein jeder meiner Teilnehmer auf den Berg. Nur mit Schlafsack und Wasser. Alleine für sich. Ganz alleine. Im Gepäck sind noch Stoffe, Kräuter und Tabak für das Knüpfen von Tabakotais, sogenannten Gebetsbündel. Das Träumerfeld wird mit ihnen gewoben. Eine Opfergabe sind sie auch. Ein Geschenk an die kommende Erfahrung.

 

Und ich bin die Weberin des Träumerfeldes, die, die den Schutz aufbaut. Die Visionäre begleitet. Singend, betend, Medizinzeremonie, wandernd und rasselnd. Alleine durch die Wälder zieht. Hin und wieder den Fuß verknackst, die Haut wird zerkratzt. Insektenbisse, Insektenstiche. Tag und Nacht sich der Verantwortung bewusst.

 

Ohne Handy, ohne Trillerpfeife, ohne Sicherheitsvorkehrungen sitzen sie da draussen. Die mutigen, die starken, die vertrauensvollen, die sich an die Natur hingebenden Frauen und Männer. Der jüngste 24, der Älteste 63. Erstaunt sind sie selbst wie wohl sie sich fühlen, wie angebunden. Meist ohne Angst. Und kommt die Angst, dann geht sie auch wieder.

 

Drei Tage und drei Nächte sitzen sie nun. An einem Platz. Mit sich alleine. Ohne Buch. Ohne Papier um zu schreiben. Ohne jegliche Ablenkung. Ohne spazieren zu gehen.

Nur mit sich. Das ist, mit Verlaub, das schwierigste in unserer jetzigen Zeit, in ständiger Ablenkung, Konsum. Handy, Facebook, Fernseher, lesen, reden, tun ... immer, unentwegt eine Beschäftigung. Aber nur still zu sitzen. Das erfordert Mut, Disziplin, die Bereitschaft sich selbst anzuschauen, zu beobachten, zu lesen. Drei Tage und Nächte der Stille.

 

Ohne Grenzen zu Mutter Erde und unseren Geschwistern, den Pflanzen und Tieren sich ständig und unaufhörlich hinbewegend.

 

Und manchmal wenn ich das flüstern und schreien und weinen der Ängste meiner Schützlinge aufnehme, flüstern sie auch mit mir und finden es unerhört, Menschen in der Wildnis auszusetzen ohne Sicherheitsgerüst.

 

Und dann schwingt meine Rassel und erhebt sich meine Stimme. Mein Herz öffnet sich weit, ganz weit. Ich spüre meine tiefe Liebe zu den Elementen, zur Natur und ich erkenne: Alles ist so gut.

 

Und die Pflanzen und Tiere singen mit mir, ziehen ihre Kreise, besuchen mit mir meine Schützlinge, Tag und Nacht und Nacht und Tag. Sonne, Mond und Sterne leuchten.

Danke an die hunderte von Menschen die ich bereits begleiten durfte. Euer Vertrauen ist mir eine große Ehre, Eure Hingabe an mein schamanisches Feld ein Geschenk.

 

So viel Frieden. So viel Schönheit. So viel berührt sein.

 

Ich freue mich darauf. Aus der Tiefe meines Herzens, meines Lebens, meiner Freude, meiner Aufgabe und Verantwortung in dieser Welt.

Mitakuye Oyasin

Eure Sonia Emilia Rainbow

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